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Jahrestagung 2023, Osnabrück

Schlossgarten Osnabrück mit Springbrunnen und Blumen, Clemens Ratte-Polle, CC BY-SA 4.0

23./24.11.2023, Osnabrück

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Produktion und Transformation von Räumen der Migration

Mit dem Thema der diesjährigen Tagung des AK Geographische Migrationsforschung
möchten wir den Kern der spezifisch geographischen Sichtweise auf Migration ins Zentrum rücken: den Zusammenhang zwischen Migration und Raum.
In der Migrationsforschung werden Räume in unterschiedlicher Weise konzeptualisiert und untersucht (z.B. Glasze & Pott 2014). Schematisch lassen sich zwei Perspektiven auf Räume der Migration unterscheiden, die sich in der Forschung nicht selten überlappen.

Eine erste, eher klassische Perspektive interessiert sich dafür, wo und wie sich Migration räumlich äußert, etwa in Bewegungsmustern zwischen bestimmten Herkunfts- und Zielregionen, an konkreten Orten wie Städten, Nachbarschaften, Grenzen, Transitzonen oder Lagern, oder auch durch die Herausbildung transnationaler Netzwerke (z. B. Müller 2020; Schäfer & Henn 2022). Im Kontext von gesellschaftlichen, politischen oder ökonomischen Dynamiken und Krisen lassen sich Transformationen solcher Räume der Migration feststellen, die in den letzten Jahren z.B. im Zusammenhang mit der Covid19-Pandemie, mit der Digitalisierung oder vor dem
Hintergrund von Fluchtbewegungen diskutiert wurden (z.B. Dempsey 2020; Collins 2021).

Eine zweite, stärker konstruktivistische Perspektive nimmt die Raumproduktionen in den Fokus, die den beobachteten räumlichen Mustern, Orten oder Netzwerken zugrunde liegen. Dies lenkt die Aufmerksamkeit darauf, wie solche Räume der Migration durch raumbezogene Unterscheidungen und Bedeutungszuschreibungen produziert werden: etwa durch territoriale und symbolische Grenzziehungen (van Houtum & van Naerssen 2002) und die Aufladung von Orten mit Bedeutungen, z.B. als ‚problematische‘ oder ‚produktive‘ migrantische Quartiere (Rodatz 2012) oder als offen vs. feindlich gegenüber Geflüchteten (Hinger et al. 2016). (Re-)produziert werden Räume der Migration in öffentlichen, politischen oder massenmedialen Diskursen (Germes & Glasze 2010), durch diverse Organisationen und ihre raumbezogenen Praktiken, Kategorien und Repräsentationen (wie staatliche Behörden, Unternehmen, Vermittlungsagenturen etc.) (Lang 2022; Verfürth 2022), aber auch in individuellen
Raumimaginationen nicht zuletzt von Migrant:innen bzw. Personen, denen Migrationsbezug zugeschrieben wird, selbst. Auch die (Migrations-)Forschung ist an solchen Verräumlichungen von Migration beteiligt, wenn etwa „Herkunfts-” und „Zielregionen” beobachtet und benannt werden oder spezifische städtische Quartiere oder ländliche Räume als Untersuchungsorte ausgewählt werden.

In der zweitägigen AK-Tagung stellen wir deshalb – mit Blick auf beide Perspektiven und ihre Wechselwirkungen – die Frage der Produktion und Transformation von Räumen der Migration in den Mittelpunkt.

Programm

Donnerstag 23.11.23

Session 1: Flucht und Grenzen

  • 14.15 – 14.45 Benjamin Etzold (Bonn): Jenseits der territorialen Box. Mikromobilitäten und translokale Lösungen in langanhaltenden Vertreibungskonstellationen
  • 14.45 – 15.15 Philipp Themann (Aachen): „Nobody wants to be here“ – Die (Ko)Produktion und (Re)Konfiguration von Migrationsräumen entlang der Balkanroute
  • 15.15 – 15.45 Sabine von Löwis (Berlin): Fluchträume: Mental Maps der Flucht aus der Ukraine seit Februar 2022

      15.45 – 16.15 Kaffeepause

Session 2: Ankunftsräume

  • 16.15 – 16.45 Miriam Neßler (Dortmund / Berlin) & Heike Hanhörster (Berlin):
    Letters that matter. Wie paperwork Ankunftsinfrastrukturen produziert
  • 16.45 – 17.15 Stefan Kordel, Tobias Weidinger, David Spenger (Erlangen-Nürnberg):
    Zur Ko-Produktion von lokalen Migrationsgesellschaften durch ehrenamtliches Engagement von Migrant:innen: empirische Evidenz aus vier ländlichen Landkreisen Deutschlands
  • 17.15 – 17.45 Sylvana Jahre & Antonie Schmiz (Berlin): Ankunft. Fürsorge. Zeit. Eine kritische Reflexion

Ab 19:00         Gemeinsames Abendessen (Lagerhalle, Rolandsmauer 26)

Freitag, 24.11.23

Session 3: Wandel von Mobilitäten & Räumen

  • 09.00 – 09.30 Christine Lang & Philip Verfürth (Osnabrück): Geographical perspectives on organisations, labour migration and migrant work
  • 09.30 – 10.00 Rolf Sternberg, Louis Knüpling, Anne Otto (Hannover): Migration of the highly qualified: Positive effects for rural areas from digitalization, working from home and COVID 19?
  • 10.00 – 10.30 Ann-Christine Link & Thomas Brenner (Marburg): Climatic and Environmental Factors Matter for Internal European Migration: A Panel Regression Analysis of 22 European Countries from 2003-2019
  •  
  • 10.30 – 11.00 Kaffeepause

Session 4: Geographische Imaginationen und Mapping

  • 11.00 – 11.30 Christian Ungruhe (Passau): Mobile Lebenswelten. Aspirationen von Mobilität durch Fußball in Ghana
  • 11.30 – 12.00 Louisa Bäckermann (Gießen): Das Recht auf Gesundheit für Migrant*innen: migrationspolitische Konflikte und Raumproduktion
  • 12.00 – 12.30 Mert Pekşen (Osnabrück): Mapping right-wing and racist violence in Germany
  •  
  • 12.30 – 13.30 Mittagessen

Session 5: Städte und sozialräumlichen In-/Exklusionen

  • 13.30 – 14.00 Max Pochadt (Osnabrück): Zuzug, Stadtraum, Wandel, Muster: Arbeitsmigrantische Wohnstandort- strukturen und ihre Produktion in Osnabrück zwischen 1955 und 1980
  • 14.00 – 14.30 Antonie Schmiz (Berlin) & Lea Molina Caminero (Erkner): Intersektionale Grenzziehungsprozesse in einem superdiversen Stadtteil: Die Produktion von Orten der Zugehörigkeit und Differenz
  • 14.30 – 15.00 Isabel Ramos Lobato (Dortmund) & Heike Hanhörster (Berlin): Grundschulen als Co-Produzenten von Segregation und (sozial-)räumlicher Ungleichheit
  •  
  • 15.00 – 15.30 Abschluss

Organisation

Christine Lang & Philip Verfürth (Universität Osnabrück)

Veranstaltungsort

Universität Osnabrück
Institut für Geographie
Seminarstr. 19a/b
49076 Osnabrück

Anmeldung

Wir freuen uns über Anmeldungen bis zum 27.10.2023 an christine.lang@uni-osnabrueck.de. Die Teilnahmegebühr beträgt 20€ und beinhaltet das gemeinsame Abendessen (exklusive Getränke) am 23.11. in der Lagerhalle.

Call for Papers: Jahrestagung 2023, Osnabrück

23./24.11.2023, Osnabrück

Produktion und Transformation von Räumen der Migration

Mit dem Thema der diesjährigen Tagung des AK Geographische Migrationsforschung
möchten wir den Kern der spezifisch geographischen Sichtweise auf Migration ins Zentrum rücken: den Zusammenhang zwischen Migration und Raum.
In der Migrationsforschung werden Räume in unterschiedlicher Weise konzeptualisiert und untersucht (z.B. Glasze & Pott 2014). Schematisch lassen sich zwei Perspektiven auf Räume der Migration unterscheiden, die sich in der Forschung nicht selten überlappen.

Eine erste, eher klassische Perspektive interessiert sich dafür, wo und wie sich Migration räumlich äußert, etwa in Bewegungsmustern zwischen bestimmten Herkunfts- und Zielregionen, an konkreten Orten wie Städten, Nachbarschaften, Grenzen, Transitzonen oder Lagern, oder auch durch die Herausbildung transnationaler Netzwerke (z. B. Müller 2020; Schäfer & Henn 2022). Im Kontext von gesellschaftlichen, politischen oder ökonomischen Dynamiken und Krisen lassen sich Transformationen solcher Räume der Migration feststellen, die in den letzten Jahren z.B. im Zusammenhang mit der Covid19-Pandemie, mit der Digitalisierung oder vor dem
Hintergrund von Fluchtbewegungen diskutiert wurden (z.B. Dempsey 2020; Collins 2021).

Eine zweite, stärker konstruktivistische Perspektive nimmt die Raumproduktionen in den Fokus, die den beobachteten räumlichen Mustern, Orten oder Netzwerken zugrunde liegen. Dies lenkt die Aufmerksamkeit darauf, wie solche Räume der Migration durch raumbezogene Unterscheidungen und Bedeutungszuschreibungen produziert werden: etwa durch territoriale und symbolische Grenzziehungen (van Houtum & van Naerssen 2002) und die Aufladung von Orten mit Bedeutungen, z.B. als ‚problematische‘ oder ‚produktive‘ migrantische Quartiere (Rodatz 2012) oder als offen vs. feindlich gegenüber Geflüchteten (Hinger et al. 2016). (Re-)produziert werden Räume der Migration in öffentlichen, politischen oder massenmedialen Diskursen (Germes & Glasze 2010), durch diverse Organisationen und ihre raumbezogenen Praktiken, Kategorien und Repräsentationen (wie staatliche Behörden, Unternehmen, Vermittlungsagenturen etc.) (Lang 2022; Verfürth 2022), aber auch in individuellen
Raumimaginationen nicht zuletzt von Migrant:innen bzw. Personen, denen Migrationsbezug zugeschrieben wird, selbst. Auch die (Migrations-)Forschung ist an solchen Verräumlichungen von Migration beteiligt, wenn etwa „Herkunfts-” und „Zielregionen” beobachtet und benannt werden oder spezifische städtische Quartiere oder ländliche Räume als Untersuchungsorte ausgewählt werden.

In der zweitägigen AK-Tagung stellen wir deshalb – mit Blick auf beide Perspektiven und ihre Wechselwirkungen – die Frage der Produktion und Transformation von Räumen der Migration in den Mittelpunkt. Gemeinsam möchten wir unter anderem die folgenden Themen und Fragen diskutieren:

  • Aushandlungen von Räumen der Migration: Welche Akteure, Faktoren und
    Konstellationen sind an der Herausbildung von Räumen der Migration beteiligt?
    Welche Rolle spielen Prozesse auf unterschiedlichen Maßstabsebenen und wie sind
    diese verbunden?
  • Transformationen von Räumen der Migration: Welche Veränderungen von Räumen
    der Migration lassen sich beobachten? Welche Räume gewinnen oder verlieren an
    Bedeutung in Bezug auf Migration? Wer ist Treiber von Veränderungsprozessen?
    Welche Rolle spielen verschiedene Organisationen, insbesondere auch Unternehmen,
    und sich ändernde politische, rechtliche und ökonomische Kontexte?
  • Raumproduktionen und die gesellschaftliche Bedeutung von Migration: Wie wirken sich
    raumbezogene Diskurse, Repräsentationen und Imaginationen auf die
    gesellschaftliche Wahrnehmung, Thematisierung, Problematisierung – oder auch De-
    Thematisierung und Normalisierung – von Migration aus?
  • Wechselwirkungen zwischen Raumproduktionen und der „physisch-räumlichen“
    Dimension von Migration: Wie hängen raumbezogene Diskurse, Repräsentationen und
    Imaginationen mit (beobachteten) räumlichen Bewegungsmustern und Herkunfts-,
    Ankunfts- oder Transitorten von Migrant:innen zusammen? Wie können solche
    Wechselwirkungen konzeptionell erfasst und empirisch erforscht werden? Wie können
    klassische und konstruktivistische Perspektiven auf Räume der Migration
    zusammengedacht und verknüpft werden?
  • Wissenschaftliche Wissensproduktion: Welche Rolle spielt die (Migrations-)Forschung
    in der Produktion von Räumen der Migration? Welche Verräumlichungen nehmen wir
    als Forscher:innen vor und welche Folgen hat dies für das Verständnis von (Räumen
    der) Migration?


Der Arbeitskreis bietet ein Forum, um abgeschlossene sowie laufende Forschung in
informeller Atmosphäre zu diskutieren. Für Vortragsangebote (auf Deutsch oder Englisch) können Abstracts von max. 250 Wörtern bis zum 31.7.2023 an Philip.Verfuerth@uos.de eingereicht werden. Besonders freuen wir uns über Einreichungen von Promovierenden. Die Tagung wird in Präsenz in Osnabrürkc stattfinden.

Christine Lang und Philip Verfürth für das Osnabrücker Organisationsteam
Institut für Geographie
Universität Osnabrück
Seminarstr. 19a/b
49074 Osnabrück

Kontakt bei Fragen zur Tagung:
Christine.Lang@uos.de
Philip.Verfuerth@uos.de

Jahrestagung 2021, Heidelberg: Infrastrukturen und Migration

Aktuelle Informationen zum Format:

Die Jahrestagung des AK Geographische Migrationsforschung wird vom 1.-2.7.2021 in einem Hybridformat stattfinden und sich schwerpunktmäßig mit „Migration und Infrastrukturen“ beschäftigen.
Die Organisatorinnen bitten aus Gründen der Planbarkeit und der Organisation des Hybridformats um eine formlose Anmeldung bis zum 15.6.2021 an die Adresse: migration-heidelberg@gmx.de.


Programm

Fachsitzungen DGK 2017, die von AK-Mitgliedern zum Thema „Migration“ eingereicht wurden

DKG 2017 in Tübingen

Migration und demographische Herausforderungen

Welche Geographien der Migration? (Ent-)Grenzen geographischen Wissens

Die Mischung macht’s: Begegnungen und Interaktionen in heterogenen Stadtquartieren

Transnationale Praktiken von MigrantInnen

Mobilisierung von Arbeit – zur Rolle von veränderten Arbeitsbedingungen für Migration

Lokale Aushandlungen und Praktiken von Asyl zwischen Inklusion und Exklusion

Integration von Geflüchteten in Bildung und Arbeitsmarkt

Call for Paper: Jahrestagung des AK Geographische Migrationsforschung

Krisen als Thema in der geographischen Migrationsforschung

Call für die Tagung des AK Geographische Migrationsforschung, 19./20.11.2020, FU Berlin

Krisenhafte Momente in unterschiedlichen Bereichen werden oft getrennt nach zeitlichen, geographischen oder thematischen Dimensionen beforscht. Sie lassen gesellschaftliche Ungleichheiten sichtbar werden und stellen die Weichen für mögliche Veränderungen. Auch die Geographische Migrationsforschung (GMF) hat sich in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Krisen beschäftigt bzw. auf diese reagiert: Der ‚lange Sommer der Migration‘ 2015, die nachfolgende Krise des Europäischen Asylsystems und die damit verbundene lokale Governance-Krise boten eine Fülle neuer Problemstellungen, die mit einer massiven Ausschüttung von Fördermitteln sowie einem rapiden Anstieg der Wissensproduktion und Institutionalisierung einhergingen (Kleist 2018). Vereinzelt hat die GMF diese Krisen auf Arbeits- und auf Forschungsebene bereits zusammen gedacht: So waren die medial präsenten Ausschreitungen in Chemnitz 2018 Anlass für eine Vernetzung in der Forschung zur ‚Neuen Rechten‘ („Post-Chemnitz Diskussion“, Osnabrück). Langfristige Krisenverläufe wie die von Klimawandel und Migration sind seit längerem ein etabliertes Thema in der GMF. Durch Covid-19 als globale Krise werden die gesellschaftspolitischen Brüche und damit die Notwendigkeit der weiteren Beforschung und Verschränkung dieser Themen jedoch noch einmal besonders deutlich: die Vulnerabilität von Gesellschaften, prekäre Beschäftigung, Ungleichheiten im Bildungssystem, Immobilitäten, Abschottung des EU-Migrationsraums und die Notwendigkeit von Legalisierungen für den EU-Arbeitsmarkt. Die geographische Migrationsforschung interessiert dabei, an welchen Orten diese Krisen stattfinden, wie sie sich räumlich auswirken und welche räumlichen Semantiken sie (re-) produzieren (vgl. Runkel und Everts 2017).

Um sich einmal intensiv mit diesen unterschiedlichen Ausgestaltungen von Krisenverläufen und der damit verbundenen Forschung zu beschäftigen, lädt die zweitätige AK-Tagung dazu ein, in reflexiver Weise Überlegungen zum Potential alternativer Krisendeutungen und -praktiken anzustellen und diese zu diskutieren. Anhand des Konzepts der „multiplen Krise“ (Brand und Wissen 2017) lässt sich der Fokus auf Widersprüche des globalisierten Kapitalismus legen, die mit einer räumlichen Fragmentierung, ungleichzeitigen Entwicklungen und Interdependenzen von Krisen einhergehen. Mit dem Konzept kann die GMF die

Verflechtungen der ‚multiplen Krise‘ – vom Sommer der Migration bis Covid-19 – herausarbeiten und Reichweiten bisheriger Ansätze darin reflektieren. Damit hoffen wir, der GMF Impulse zur Entwicklung proaktiver und selbstbestimmter Modi der Krisenbeforschung geben zu können und laden konzeptionelle, empirisch-analytische, methodische sowie gesellschaftspolitische Beiträge ein

(a) zur Erforschung bzw. zum Verständnis von Migration vor dem Hintergrund krisenbehafteter Gesellschaftstransformationen,

(b) zur Art und Weise, wie die GMF Migration in einer Krisenperspektive beobachtet und damit den Nexus „Migration und Krise“ mit hervorbringt,

(c) zu Herausforderungen für die GMF in Krisenzeiten (empirisches Arbeiten und Vernetzung),

(d) zur Frage, worin der gesellschaftliche Beitrag des AK GMF zur Krisenthematik liegen könnte (wie z.B. Öffentlichkeitsarbeit, Wissenstransfer).

Tagungsbeiträge sind in unterschiedlichen Formaten erwünscht und können von Präsentationen über offene Diskussionsformate (bspw. Open Spaces) bis hin zu interaktiven Workshops reichen. Besonders freuen wir uns über Einreichungen durch Promotionsstudierende sowie über Beiträge, die migrantisierte, genderbezogene, postkoloniale und BIPoC-Perspektiven einnehmen. Sollte eine Präsenzveranstaltung in Berlin nicht möglich sein, wird die Konferenz online stattfinden. Ein eigenständiger Programmpunkt während der AK-Tagung wird eine Mitgliederversammlung sein, die eine Neuaufstellung des Sprecher*innenteams und einen offenen Austausch über die Zukunft des AK vorsieht.

Abstracts im Umfang von max. 500 Wörtern können unter Angabe des Titels, der inhaltlichen und methodischen Ausrichtung (inkl. notwendiger technischer und Materialausstattung) bis zum 1.10.2020 an ag-globalisierung@geo.fu-berlin.de eingereicht werden. Rückfragen bitte an antonie.schmiz@fu-berlin.de. Wir freuen uns über zahlreiche Beiträge!

Die AG Globalisierung, Transformation, Gender am Institut für Geographische Wissenschaften der FU Berlin

Literatur:

Brand, U.; M. Wissen 2017: Imperiale Lebensweise: Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen Kapitalismus. München: Oekom Verlag.

Kleist, J. O.; M. Engler; B. Etzold; K. Mielke; J. Oltmer; A. Pott,; C. Schetter; L. Wirkus (2019): Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme. Abschlussbericht, Verbundprojekt ‚Flucht: Forschung und Transfer’, Osnabrück: Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück / Bonn: Internationales Konversionszentrum Bonn (BICC).

Runkel, S.; J. Everts 2017.: Geographien sozialer Krisen/Krisen sozialer Geographien, Geogr. Helv., 72, 475–482, https://doi.org/10.5194/gh-72-475-2017

Bericht Jahrestagung 2020

Tagungsbericht des Arbeitskreis Geographische Migrationsforschung „Krisen als Thema der geographischen Migrationsforschung“, 19. November 2020 an der Freien Universität Berlin

erschienen im Digitalen RUNDBRIEF GEOGRAPHIE des VGDH Nr. 94

Die Geographische Migrationsforschung (GMF) hat sich in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Krisen beschäftigt. Der „lange Sommer der Migration“ 2015 sowie die damit zusammenhängenden Krisen des Europäischen Asylsystems und lokaler Governance haben eine umfangreiche Wissensproduktion angestoßen. Langfristige Krisenverläufe im Zuge von Klimawandel und sich weiter zuspitzenden globalen Ungleichheiten sind schon seit längerem Thema der GMF. Durch die Covid-19-Pandemie werden die gesellschaftspolitischen Brüche, Spannungen sowie Missstände und damit die Notwendigkeit der weiteren Beforschung und Verschränkung der vorgenannten Krisendimensionen besonders deutlich: die Vulnerabilität von Gesellschaften, prekäre Beschäftigung, Ungleichheit im Bildungssystem, Immobilität, restriktive Migrationskontrolle und der Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen unabhängig vom Aufenthaltsstatus.

Unter dem Titel „Krisen als Thema der geographischen Migrationsforschung“ wurde der wissenschaftliche Austausch der diesjährigen Tagung des AK Geographische Migrationsforschung durch fünf Beiträge angeregt. Das Verhältnis von „Krisen & Ökonomie“ war rahmengebend für die ersten beiden Vorträge. Jan Kordes von der Goethe Universität Frankfurt am Main diskutierte in seinem Beitrag „Krise der Reproduktion und Migration: Anwerbepolitiken im Pflegebereich als spatial fix unter umkämpften Reproduktionsbedingungen“ aus der Perspektive materialistisch-feministischer Geographie, inwiefern die sog. Krise des „Pflegenotstandes“ migrationspolitisch bearbeitet wird. Dr. Alexandra David und Dr. Judith Terstriep von der Westfälischen Hochschule und Dr. Susann Schäfer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellten in ihrem Beitrag „Resilienz migrantischer Unternehmen – Krisenerfahrung als Asset in Zeiten von COVID-19 und danach“ die Frage, wie als Migrant:innen und Geflüchtete positionierte Unternehmer:innen durch Rückgriffe auf Krisenerfahrungen, die mit der eigenen Mobilität verbunden sind, resilient agieren (können). Drei weitere Beiträge nahmen unter dem Stichwort „Krisen zwischen Moment und Permanenz” zeitliche Dimensionen von Krisen aus geographischer Perspektive unter die Lupe. Dr. Benjamin Etzold vom Bonn International Center for Conversion (BICC) skizzierte in seinem Voritrag „Figurationen der Flucht und die Verstetigung der Krise(n)“ grundlegende Mechanismen der Re-Produktion von Krisen im Alltag von Schutzsuchenden in Lebenslagen langanhaltender Vertreibung in Afrika, dem Nahen Osten und Südeuropa. Tobias Breukmann von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel analysierte in seinem Beitrag „Von brennenden Lagern zu geschlossenen Lagern. Krisen als Ergebnis und Dauerkrisen als Techniken der Regierung von Migration“ auf welche Art und Weise akute Krisenereignisse autoritäre Machttechniken legitimieren, um Geflüchtete in Camps von elementaren Versorgungsleistungen auszuschließen. In ihrem Beitrag „Migrants and the Local Population – People and Places under Duress?“ zeichneten Dr. Jörg Plöger und Zeynep Aydar (beide ILS – Institut für Landes‐ und Stadtentwicklungsforschung/ Dortmund) die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ankunft von Migrant:innen in verschiedenen lokalen Kontexten nach.

Im Anschluss an den wissenschaftlichen Austausch folgte die Mitgliederversammlung des AK. Nach zehn erfolgreichen Jahren wurden die Gründer:innen des AK, Prof. Dr. Andreas Farwick, Prof. Dr. Felicitas Hillman und Prof. Dr. Andreas Pott aus ihrer AK-Sprecher:innenfunktion verabschiedet. Ihnen sprechen der AK und die neue Leitung ihren herzlichen Dank aus. Im Rahmen der Vorstellung des neuen Sprecher:innenteams, bestehend aus Dr. Benjamin Etzold, Dr. Heike Hanhörster, Prof. Dr. Antonie Schmiz und Dr. Harald Sterly und als Senior Chair in beratender Funktion Prof. Dr. Felicitas Hillmann, erfolgte eine angeregte Diskussion über die zukünftige fachliche Ausrichtung sowie das Selbstverständnis des AK. Es gab einen großen Konsens der Mitglieder, auch weiterhin einen Schwerpunkt auf die Nachwuchsförderung zu legen und die internationale Vernetzung des AKs zu stärken. Zukünftige Themen für den AK, welche die Teilnehmer:innen vorschlugen, sind u. a. Zugehörigkeiten, Exklusion und Diskriminierung, Rassismus, Dekolonialisierung von Migrationsforschung, Infrastrukturen der (Im-)Mobilität, städtische Migrationsregime sowie Praktiken der Migrationskontrolle und -abwehr.

Der AK freut sich über neue Mitglieder! (Anmeldung unter antonie.schmiz@fu-berlin.de); Website: https://www.geo-mig.uni-osnabrueck.de/kontakt/

Stephan Liebscher, Barbara Orth, Antonie Schmiz und Marlene Vossen (Organisationsteam der Tagung, Arbeitsgruppe Globalisierung, Transformation, Gender an der Freien Universität Berlin)

Fachsitzungen auf dem DKG in Kiel zum Thema »Migration«, eingereicht von AK-Mitgliedern

Das Gemeinsame Europäische Asylsystem – Eine kritische Reflexion aus humangeographischer Perspektive

Transnationale Hochschul(t)räume: kritische Perspektiven auf Märkte, Wissen und Macht in globaler Hochschulbildung

Lernen von und mit Infrastrukturen: Eine kulturgeographische Perspektive auf räumliche Mobilität

Sozialer Zusammenhalt in Ankunftsquartieren: Zur Rolle multilokaler Netzwerke, steigender Diversität und sich verändernder Governancestrukturen

Arbeitsmigration: Aktuelle Entwicklungen, Akteure und räumliche Implikationen

Migration als Motor für institutionellen Wandel?

Nachbarschaft(en) im Wandel – konzeptionelle und praktische Überlegungen

Flucht und Migration in der Stadt: Auf-, Um- und Einbrüche nach dem Sommer der Migration

Interreligiöse Dialoge, kritische Muslime und Islamkritik: Aushandlungslinien des integrationspolitischen Umgangs mit „Islam“ auf lokaler Ebene

Kommunale Strategien des Umgangs mit Migration und migrationsbedingter Vielfalt

Aktuelle Perspektiven auf den Nexus von Migration und ländlicher Entwicklung

Neue Zuwanderung und lokale Integrationspraktiken in ländlichen Räumen

Coming, Staying, Leaving: Kritische Perspektiven auf Steuerungsversuche von Wanderungen in Ländlichen Räumen

Consuming migrant destinations