Ziele des AK
Der AK Geographische Migrationsforschung der Deutschen Gesellschaft für Geographie bringt Wissenschaftler:innen verschiedener Karrierestufen zusammen, die zu Themen von Migration und Raum arbeiten. Zu den zentralen Zielen gehören:
- Verschiedene geographische Perspektiven auf Migration zu bündeln, in Austausch zu bringen und sowohl theoretisch-konzeptionell als auch empirisch weiterzuentwickeln
- Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler:innen zu fördern
- Unterstützende Strukturen für Doktorand:innen zu schaffen
- Migrationsforschung als Querschnittsthema verschiedener geographischer Subdisziplinen zu etablieren
- Wissenstransfer in die breitere Gesellschaft zu stärken (z.B. über Lehre, praxisbezogene Projekte etc.)
Dazu organisieren wir jährliche Tagungen sowie thematische Sessions und Workshops bei Geographiekongressen (z.B. DKG, NKG) und bieten eine Plattform für diverse Austauschformate.
Kern der inhaltlichen Arbeit: Migration und Raum
Im Kern der geographischen Sichtweise auf Migration und damit des AK steht der Zusammenhang zwischen Migration und Raum. Dabei lassen sich insbesondere zwei Perspektiven auf „Räume der Migration“ unterscheiden, die sich in der Forschung nicht selten überlappen und die beide Gegenstand unserer Diskussionen im AK sind: Eine erste Perspektive interessiert sich dafür, wo und wie sich Migration räumlich äußert, etwa in Bewegungsmustern zwischen bestimmten Regionen, an konkreten Orten wie Städten, Grenzen, Transitzonen oder Lagern, oder durch die Herausbildung transnationaler Netzwerke. Eine zweite, stärker konstruktivistische Perspektive nimmt in den Blick, wie „Räume der Migration“ durch raumbezogene Unterscheidungen und Bedeutungszuschreibungen produziert werden, etwa in öffentlichen und politischen Diskursen oder den Praktiken und Repräsentationen diverser Akteure. Wir reflektieren dabei auch kritisch, wie die (Migrations-)Forschung selbst an Verräumlichungen von Migration beteiligt ist, etwa durch die Betrachtung von „Herkunfts-” und „Zielregionen” oder die Auswahl spezifischer Untersuchungsorte wie „migrantische Quartiere“ oder „ländliche Räume“.
Hintergrund des AK
Der AK Geographische Migrationsforschung wurde im November 2009 in Osnabrück gegründet. Mit der Gründungsinitiative reagierten die Gründungsmitglieder darauf, dass es bis dahin keinen institutionalisierten Kommunikationszusammenhang gab, der sich aus geographischer Perspektive dezidiert der Erforschung von Migrationsprozessen und ihrer Folgen in der ganzen Breite der hiermit aufgerufenen Fragestellungen widmete.
Die Geographie kann auf eine lange Tradition der raumbezogenen Beschreibung und Analyse von Wanderungsprozessen und ihren Folgen zurückblicken. Am prominentesten war lange die Bevölkerungsgeographie, welche sich z.B. mit Binnenmigrationen, internationalen Wanderungsmustern oder migrationsbezogenen Aspekten des demographischen Wandels beschäftigt. Doch Migration ist auch – und zunehmend wichtiger – Forschungsgegenstand weiterer geographischer Subdisziplinen: etwa der Sozialgeographie (mit Themen wie soziale Netzwerke, Migration und Gender, Raum und Rassismus), der Stadtgeographie (z.B. Segregationsforschung, lokale politische Aushandlungen von Migration, „encounters“ in superdiversen Städten), der Kulturgeographie (z.B. Migrationsdiskurse, Identitätskonstruktionen), der Politischen Geographie (z.B. Migrationspolitik und Migrationskontrolle, Grenzen, Geographien der Flucht), der Wirtschaftsgeographie (z.B. migrant business, wirtschaftliche Folgen von Rückwanderung), der Labour Geography (z.B. migrantische Arbeitskräfte und agency), der Gesellschaft-Umwelt-Forschung (z.B. Klimawandel und Migration) oder der Geographischen Entwicklungsforschung (z.B. translokale Livelihoods, long term displacement).
Von Beginn an war es ein wesentliches Anliegen des AK, der Fragmentierung der geographischen Untersuchung migrationsbezogener Fragestellungen entgegenzuwirken und Migrationsforschung als Querschnittsthema in der Geographie zu etablieren.